Wort
Ein Klangbild des Möglichen
Dauer: 70 min
Datum: Juni 2024
Tickets: TBA
Ort: TBA
In einer 60-minütigen multidisziplinären Performance erforschen drei Künstlerinnen den Text „WORT“ der österreichischen Schauspielerin Lisa Rohrer mit Mitteln des Sprechtheaters, der Musik und der bildenden Kunst. Der Text beschreibt die Transformation des Lyrischen Ich von einem überwältigenden Gefühl der Ohnmacht angesichts vermeintlich konstanter Krisen hin zu einer Aussöhnung mit den eigenen Grenzen, aus welcher heraus wiederum ein Bewusstsein für die eigene Handlungsfähigkeit entsteht: Am Ende gibt der Text Hoffnung, dass es eben diese individuellen Voraussetzungen sind, die uns als Handlungsimperativ dienen sollten. Unsere vermeintlichen menschlichen „Schwächen“, unsere Unsicherheit, unsere Empfindsamkeit, unsere Emotionalität, müssen unabdingbarer Teil dessen sein, wie wir den Herausforderungen unserer Zeit begegnen. Über diese verletzliche Offenheit suchen die Performerinnen die Verbindung zum Publikum und stellen so auch ein kollektives Handeln in Aussicht.
Musik, Bühne/Visuals und Performance werden kollaborativ entwickelt, um das volle multidisziplinäre Potenzial auszuschöpfen.
Die Musik ist als offene Komposition konzipiert, deren Struktur an den Text gebunden ist und diesen mit atmosphärischen Momenten der Reflexion unterstützt.
Bühne und Visuals der Künstlerin Violeta Puerta Cano werfen zusätzlich einen Blick auf die Fragilität der Sprecherin und ihrer Umwelt. Die Künstlerin führt damit Themen ihrer Abschlussarbeit an der Universität Barcelona fort (Fragilizar y Atrapar el Instante, 2022), in der sie Fragilität als verbindendes Element des menschlichen Miteinanders erforscht – eine Verletzlichkeit, die es uns ermöglicht mit anderen und unserer Umwelt aus Sensibilität und Fürsorge heraus in Beziehung zu treten.
Mit diesen Motiven sucht die Performance die Verbindung zwischen Person und Raum, Performerinnen und Publikum. Darüber hinaus betonen Puerta Canos Arbeiten die ephemere Natur von Körpern und des Lebens und eröffnen so zusätzliche Assoziationsräume in Bezug auf Vergänglichkeit und die Flüchtigkeit des Augenblicks. Sich verändernde Visuals werden auf das Bühnenbild und direkt auf die Performerinnen projiziert, Teile des Bühnenbildes entwickeln ein Eigenleben oder lösen sich langsam auf.
Konzept
Als ein Motiv des der Performance zugrundeliegenden Textes könnte man die Sapir-Whorf-Hypothese sehen: Unsere (sprachlichen) Ausdrucksformen bestimmen, wie wir unsere Welt erfahren können. Was also, wenn uns die Worte fehlen? Wie können wir die Welt erfassen? Und noch wesentlicher: Wie können wir jemals ins Handeln kommen? Der Begriff „Wort“ ist Ausgangspunkt dieser Suche, ein Begriff, der uns aufgrund seiner Geläufigkeit sehr konkret erscheint. Umso erschütterter sind wir, wenn wir seine eigentliche Unschärfe feststellen und erkennen, dass unsere (poetische) Sprache beim Versuch eine dingliche Welt zu erfassen scheitert, so wie wir als Individuen an den Grenzen unseres Auffassungs- und unseres Handlungsvermögens scheitern. Wir fühlen uns nicht nur sprachlos, sondern auch ohnmächtig.
Die Performance sucht daher mit einem multidisziplinären Ansatz nach einer eigenen Sprache, um das Unfassbare fassbar zu machen. Die Performerinnen entscheiden sich bewusst für eine intime und auch emotionale Auseinandersetzung – eine Offenheit, über die auch ein kollektives Moment der Verbundenheit entstehen soll. Genauso wie das Lyrische Ich schlussendlich erkennt, innerhalb ihrer eigenen Grenzen doch handlungsfähig zu sein, erkennen auch die Performerinnen: Ja, wir können aus der Introspektive zurück in die Handlungsfähigkeit finden. Es bleibt uns nur, nicht den Mut zu verlieren – im Rahmen unserer individuellen Möglichkeiten und in der ehrlichen Auseinandersetzung damit, was uns zu denen macht, die wir sind.